«Es sind neue Lösungen gefragt, um die Emissionen des Lichts vernünftig zu reduzieren»
Im Rahmen der diesjährigen Licht Academy eröffnete Sascha Nussbaumer den Block „So viel Licht wie nötig, so wenig wie möglich“, wo es um die Möglichkeiten und Trends im Bereich Lichtemissionen und Nachhaltigkeit ging. Und bot uns einen spannenden Einblick oder vielmehr Ausblick in die Sterne.
Im Gespräch
Sascha engagiert sich seit über 16 Jahren ehrenamtlich bei der Astrogruppe Jurasternwarte Grenchen. Im Interview erzählt er von der Faszination Nachthimmel, welche Folgen die Lichtverschmutzung darauf hat und wie sich seine Begeisterung für Technik, Natur und Umweltschutz auch in seinem Berufsalltag wiederfindet.
Faszination Nachthimmel – Sascha, was begeistert dich an den Sternen?
Zum einen ist es das unglaubliche Naturschauspiel, welches uns jede Nacht geboten wird. Es wird vermutet, dass über 70 Trilliarden Sterne in unserm Universum existieren. Sie leuchten zu sehen ist schon ohne Teleskope wunderschön. Im Universum ist Leben und Tod nahe beieinander. Sterne entstehen und lösen sich in riesigen Explosionen wieder in Luft auf. Wir Menschen wissen zum Teil gar nicht was wir für ein unglaubliches Glück haben auf einem solch unscheinbaren doch wunderschönen Planeten leben zu dürfen.
Zum anderen ist es die Technik, die mich fasziniert. Heute stehen auch Hobbyastronomen sehr gute Teleskope, Nachführungen und Astrokameras zur Verfügung, die wunderschöne Astronomiebilder hervorbringen. Früher bedeutete dies lange Nächte, viel Handarbeit und viele Rückschläge bei der Entwicklung der (analogen) Fotos. Heute ist alles digitalisiert. Von der automatischen Nachführung bis zur digitalen Kamera zur Aufnahme des Nachthimmels.
Was müssen wir tun, damit man sie besser sieht? Ist das Bedürfnis nach Licht ein Problem für euch in der Sternwarte?
In den letzten Jahrzenten hat sich die Lichtverschmutzung immer mehr ausgebreitet. Die Milchstrasse, unsere Heimat-Galaxy, sieht man in den urbanen Räumen fast gar nicht mehr. Auf unserer Hochzeitsreise hatte ich so ein richtiges Aha-Erlebnis. Wir waren mit einem Segelkreuzer im Mittelmehr unterwegs. Als wir auf offener See waren, sah ich den Himmel zum ersten Mal richtig klar und dunkel. Sobald man den Blick zur Küste schwenkte, sah man wie der Horizont wieder milchiger wurde. Es ist das künstliche Licht, welches es immer schwieriger macht, den Himmel zu sehen. Es sind neue Lösungen gefragt, um die Emissionen des Lichts vernünftig zu reduzieren. Als gutes Beispiel ist die Gemeinde Oberdorf im Kanton Solothurn zu nennen. Hier wird die öffentliche Beleuchtung durch die Woche von 1 bis 5 Uhr abgeschaltet. Es gibt sicher auch smartere Lösungen, bei denen Licht bedarfsgerecht eingeschaltet werden kann. Es gilt so viel Licht wie nötig und so wenig wie möglich.
Von den Sternen ins Lab: Was bewegte dich dazu, dich an der Gründung des Smart Ctiy Lab Grenchen einzubringen? Welche Ziele verfolgt ihr mit dem Lab?
Die Gründung des Smart City Lab Grenchen ist aus einer Zusammenarbeit unserer Firma Sensioty und der städtischen Wirtschaftsförderung entstanden. Unsere Firma befasst sich mit smarten Lösungen für das Internet der Dinge (IoT), die wir für Smart City Anwendungen einsetzen möchten. Die Wirtschaftsförderung wiederum möchte den Branchenmix fördern, indem die industriegeprägte Stadt sich auch Richtung Digitalisierung entwickeln kann. Wir sind zum Schluss gekommen, dass eine Zusammenarbeit für beide Seiten Nutzen generieren wird.
Die Idee dahinter ist es die Stadt, Unternehmen und die Einwohner von Grenchen miteinander zu vernetzen, damit neue Ideen für eine digitale, effiziente und nachhaltige Stadtentwicklung gefördert werden können. Die Stadt hat schnell realisiert, dass eine reine Top-Down Entwicklung nicht funktionierten wird. Es braucht Initiativen von unten und die Unterstützung von Stadt und Politik, damit neues entstehen kann. Wir haben den Verein am 08. April geründet. Als nächstes planen wir verschiedene Veranstaltungen zu Smart City Themen wie Mobilität, Smart Living und Bürgerpartizipation.
Blick in die Sterne – welche Projekte stehen in Grenchen an?
Die Gründung des Smart City Lab hat einiges an neuen Ideen ausgelöst. Wir sind zusammen mit Partnern an Versuchen im Bereich Smart Metering, Smarte Beleuchtung, sowie Smarter Objektschutz von abgelegenen Gebäuden.
Jurasternwarte, Grenchen
Bild- und Videomaterial wurde freundlicherweise von der Astrogruppe Jurasternwarte Grenchen bereitgestellt.