«Bei der Umrüstung geht es nicht nur um bessere Lichttechnik, sondern auch darum, die öffentliche Beleuchtung smarter zu machen»
Unterwegs im «Land der DigiStreet Leuchten» - im Glarnerland
Die tb.glarus (Technische Betriebe Glarus) betreiben im Auftrag der Gemeinde Glarus die öffentliche Beleuchtung (ÖB). Die zertifizierte Energiestadt strebt eine nachhaltige, abgestimmte und effiziente Energieversorgung an - dazu gehört auch die Anpassung der ÖB auf LED. Doch damit nicht genug, wie Martin Zopfi-Glarner (Geschäftsführer tb.glarus) erzählt: «Bei der Umrüstung geht es nicht nur um bessere Lichttechnik, sondern auch darum, die ÖB smarter zu machen. Im Grunde ist die Strassenbeleuchtung ein Anwendungsmodell für unser intelligentes Stromnetz der Zukunft.» Die Gemeinde setzt bei der ÖB bereits heute auf viel smarte Technologie, die grosse Energieeinsparungen ermöglicht und gleichzeitig Mensch und Umwelt vor zu viel Licht schützt.
50-70% Energie einsparen – mit LED und intelligenter Steuerung
Die Strassenbeleuchtung ist für einen Grossteil des Stromverbrauchs in einer Gemeinde verantwortlich. Mit dem Einsatz der neuen LED-Leuchten spart die Gemeinde 50-70% an Energie. In den letzten zehn Jahren wurden über die Hälfte der rund 1900 Natrium-Dampflampen durch neue, vernetzte LED-Leuchten ersetzt. Ziel ist es, bis Ende 2023 die Sanierung abzuschliessen.
Auf jeder neuen LED-Leuchte ist ein Licht-Controller montiert, der sich automatisch mit der Lichtmanagementsoftware CityTouch verbindet. Über die Software kann jede einzelne Leuchte gesteuert beziehungsweise gedimmt werden, damit nur so viel Licht auf die Strasse gelangt, wie nötig. In Glarus wird dreistufig gedimmt: Das bedeutet in verkehrsstarken Abendstunden beträgt das Lichtniveau 100%, anschliessend wird das Licht zuerst auf 70%, dann bis auf 50% stufenweise runtergefahren. Das sorgt neben den effizienten LED für eine zusätzliche Energieeinsparung von bis zu 60%. Gleichzeitig wird die Lichtverschmutzung reduziert
Warmweisses, gleichmässig gerichtetes Licht
Die künstliche Aufhellung des Nachthimmels durch die ÖB kann zu störenden Auswirkungen auf Mensch und Natur führen. Deshalb werden in Glarus Leuchten mit einer warmweissen Lichtfarbe (3000 K) mit vermindertem Blaulichtanteil eingesetzt, die für eine angenehme Atmosphäre sorgt. Zusätzlich kann neben der gezielten Steuerung das Licht heute mit den neuen Leuchten viel besser gelenkt werden. Dafür werden die Leuchten mit verschiedenen Optiken und passenden Blendrastern ausgestattet, die dafür sorgen, dass das Licht genau dorthin strahlt, wo es benötigt wird.
Drei Fragen an Martin Zopfi-Glarner
Geschäftsführer Technische Betriebe GlarusHerr Zopfi, Sie steuern heute Ihre Leuchten über CityTouch. Was war der Grund, sich mit der Umstellung auf LED auch für eine intelligente Steuerung der Leuchten zu entscheiden?
Durch den intelligenten Einsatz von LED erreichen wir eine zusätzliche Effizienzsteigerung von rund 60 Prozent im Vergleich zu herkömmlichen LED-Leuchten. Die damit verbundene Reduktion der Lichtverschmutzung im Glarnerland war ein weiteres Kriterium, warum wir uns für die Möglichkeit des flexiblen Dimmens entschieden haben.
Wie gehen Sie im Glarnerland mit dem Thema Umweltschutz und Lichtverschmutzung um?
Dies ist ein sehr wichtiges Thema für uns, denn Lichtverschmutzung bedeutet auch Energieverschwendung. Auch im Kanton Glarus gilt es, die im Umweltschutzgesetz (USG) definierten Vorgaben einzuhalten. Dies bedingt eine zweckmässig eingesetzte Beleuchtung, welche den Energieverbrauch vermindert und die Kosten tief hält.
Dieses Ziel erreichen wir durch den Einsatz von warmweisser Lichtfarbe mit 3000 K und geringem Blaulichtanteil – dadurch sind die Effizienzeinbussen gegenüber den «bis anhin üblichen 4000 K» gering. Weiter setzen wir Leuchten mit passenden Optiken für jeden Strassentyp ein, sodass Licht dort ist, wo es sein soll, und die Nachbarschaft nicht unnötig aufhellt.
Sie sprechen von «einem intelligenten Stromnetz» - können Sie sich auch weitere Anwendungen rund um den vernetzten, öffentlichen Lichtpunkt vorstellen?
Durch das Smart Grid – das intelligente Stromnetz – werden künftig viele Möglichkeiten entstehen, um das Netz "im Gleichgewicht" zu halten. Das Thema "Netz-Qualität" wird im Zuge von steigender Anzahl Produzenten und neuen Verbrauchern auf den unteren Netzebenen immer wichtiger. Das Steuern und Schalten von Lasten nimmt dabei für uns eine besondere Rolle ein. Dabei ist massgebend, dass wir über herstellerunabhängige Schnittstellen verfügen, um unterschiedliche Anwendungen realisieren zu können. Ich kann mir darum durchaus vorstellen, dass der vernetzte öffentliche Lichtpunkt für weitere Einsatzzwecke, wie Eagle Eye Radarsensoren verwendet werden kann.
Besten Dank für das nette Interview an
Martin Zopfi-Glarner, Geschäftsführer Technische Betriebe Glarus
Projektdaten
Einsatzgebiet
Gemeinde Glarus, 1900 Lichtpunkte, davon rund 900 vernetzt
Leuchten
DigiStreet-Leuchten mit CityTouch-OLC Dekorative Jargeau-Leuchten mit CityTouch-OLC
Lichtsteuerung
Lichtmanagementsystem CityTouch zur zeitabhängigen Steuerung