«Man wollte nicht nur Energie sparen bei der Sanierung, sondern noch etwas Zusätzliches für die Umwelt tun»
Münchwilen (AG) saniert 2021 ihre gesamte Strassenbeleuchtung. Die Gemeinde entschied sich nicht nur für effiziente LED-Leuchten mit einer intelligenten Steuerung, sondern auch für die ersten klimaneutralen Strassenleuchten auf dem Markt und setzt damit neue Massstäbe in Sachen nachhaltige Strassenbeleuchtung.
Im Gespräch mit Roland Oeschger
Gemeinderat Münchwilen und ProjektleiterDer Gemeinderat hat sich nicht nur für eine innovative und fortschrittliche Lichtsteuerung entschieden, sondern auch für die erste klimaneutrale Leuchte auf dem Markt. Weshalb?
Wir haben uns Überlegungen gemacht, wie wir nicht nur Strom sparen, sondern auch umweltmässig einiges erreichen können. Damit alles passt, muss auch die „graue Energie“ und alles drumherum berücksichtigt werden. Als uns die Möglichkeit mit der klimaneutralen Leuchte geboten wurde, haben wir natürlich diese Gelegenheit genutzt. Damit runden wir das ganze Projekt gut ab und machen es noch sinnvoller.
Was möchten Sie als Gemeinde mit dieser neuen umweltfreundlichen Beleuchtung zeigen?
Wir versuchen, dass alles was wir machen, einen ganzheitlichen Nutzen hat. Dabei möchten wir die Möglichkeiten, die es gibt, ausschöpfen. Es gibt ja auch andere Optionen wie zum Beispiel das Energiestadt Label. Wir haben uns gegen diesen Weg entschieden. Vielmehr ist es unser Ziel, den Aufwand und das Geld für umweltfreundliche Massnahmen einzusetzen und gleichzeitig bei allen Erwägungen den Fokus auf konsequente Kostenersparnis zu richten.
War der Entscheid für das klimaneutrale Modell schwierig bzw. gab es auf dem Weg kritische Stimmen bezüglich der Mehrkosten?
Nein. Die Investition befindet sich innerhalb des bewilligten Kredits. Die Mehrkosten sind minimal und belaufen sich auf CHF 15.70 pro Luma gen2 Leuchte. Eine absolut sinnvolle Investition im Verhältnis zu Nachhaltigkeit und positiven Wirkung auf die Umwelt.
Sie ersetzen die gesamte Strassenbeleuchtung auf einen Schlag. Aber Sie wechseln nicht nur von Natriumdampflampen auf LED-Leuchten, sondern setzen gleichzeitig auch intelligente Steuerungen ein. Wie kam es dazu?
Wir haben dieses Projekt bereits vor Jahren angedacht. Damals hatten wir auf einer Teststrecke Radarsensoren installiert, um zu sehen, wie diese technisch funktionieren und bei der Bevölkerung ankommen. Wir haben damals sehr gute Erfahrungen gemacht und uns deshalb entschieden, dass wir die Beleuchtung gesteuert haben möchten. Gleichzeitig war es uns wichtig, uns für die Zukunft auch weitere Möglichkeiten offen zu lassen. Das ist mit diesen Steuerungen und den Leuchten möglich.
Sie setzen auf verkehrsabhängige und zeitbasierte Steuerungen. Worin sehen Sie das grösste Potenzial?
Mit den Steuerungen können wir besser auf spezielle Bedürfnisse eingehen und sie erleichtern unseren Alltag. Zum Beispiel bei Anlässen - von der Fasnacht über Räbeliechtliumzug – wollen wir es einfacher handhaben können, das Licht zu steuern. Und natürlich ist auch ein grosses Potenzial vorhanden, noch mehr Stromkosten zu sparen und die Beleuchtung umweltfreundlicher zu machen. Aktuelle Studien zeigen, wie die Tier- und Insektenwelt von zu viel Licht gestört wird. Dagegen wollen wir aktiv etwas tun.
Neben der Umwelt – war auch die Störung der Anwohner durch zu viel Licht ein Thema?
Wir haben festgestellt, dass sich Bewohner daran gestört haben, dass es ihnen direkt ins Schlafzimmer geleuchtet hat. Da kamen auch sehr kreative Ideen von den Bewohnern auf, wie sie das selbst verhindern können. Wir haben dem bereits durch mehr Herunterdimmen entgegengewirkt und die Anwohner waren schon sehr zufrieden über das angenehmere Licht. Hier können wir mit den neuen Leuchten sicher noch viel mehr bewirken.
Haben Sie als Gemeinde weitere Massnahmen zum Schutz der Umwelt beschlossen?
Wenn Sanierungen anstehen, schauen wir immer, dass wir umweltfreundliche und aktuelle Technologien einsetzen. Beispielsweise setzen wir vermehrt auf Photovoltaik-Anlagen.